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Rücken und Wirbelsäule

Bandscheibenvorfall/Ischiasreizung

(Bandscheibenprolaps/Ischialgie)

Die Bandscheiben liegen wie ein Puffer zwischen den Wirbelkörpern, dämpfen Stöße ab und stützen die Wirbelkörper. Die knorpeligen Bandscheiben und die Wirbelkörper sind fest miteinander verwachsen. Im Inneren bestehen die Bandscheiben aus dem sogenannten Gallertkern. Dieser wirkt wie eine Art Gelkissen und ist von einem harten Faserring umgeben, der die Bandscheibe in ihrer Position fixiert. Im Laufe des Lebens nimmt der Wassergehalt im Gallertkern ab. Er wird spröde und verliert an Elastizität. Bekommt nun der Faserring Risse, wölbt sich der Gallertkern nach außen vor (Protrusion). Durchbricht er den Faserring, so kommt es zum Bandscheibenvorfall (Prolaps/Diskushernie).

Betroffen sind insbesondere Menschen im Alter von 30 bis 45 Jahren. Die Bandscheiben werden durch Alterungsprozesse spröder und verlieren an Elastizität. Auch Übergewicht, Nikotingenuss, mangelnde Bewegung, ständiges Sitzen oder nicht rückengerechtes Heben von schweren Gegenständen machen den Bandscheiben auf Dauer zu schaffen. Viele Patienten berichten über zunächst wiederkehrende oder auch chronische Kreuz- oder Nackenschmerzen, die dem Bandscheibenvorfall vorausgehen.

Durch eine gründliche Untersuchung lässt sich schnell herausfinden, ob der Patient einen Bandscheibenvorfall erlitten hat. Mit Hilfe einer aktuellen CT- oder MRT-Bildgebung kann der Orthopäde genau lokalisieren, in welchem Bandscheibensegment der Vorfall aufgetreten ist.

Tritt ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule auf, häufig im letzten bzw. vorletzten Bandscheibensegment (L4/5 bzw. L5/S1), verspüren die Patienten einen andauernden und stechenden Schmerz, der in ein Bein hinunter ausstrahlen kann. Kommt es zu einem Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule, leiden die Betroffenen unter Nackenschmerzen, die in der Regel bis in den Arm und Hand ausstrahlen. Durch Druck auf die Nervenwurzeln, Nervenfaserbündel oder das Rückenmark kann ein Bandscheibenvorfall zudem Lähmungen und/oder Gefühlsstörungen in Armen oder Beinen auslösen. Liegt ein sogenanntes „Konus-Kauda-Syndrom“ vor (nur ca. 1 bis 1,5 % der Fälle), kommt es zu einer Harn- und Stuhlinkontinenz sowie zu einem Taubheitsgefühl im Genitalbereich (sog. Reiterhosenanästhesie). Auch die Sexualfunktion kann gestört sein. In einem solchen Fall ist höchste Eile geboten. Eine umgehende Operation (Dekompression innerhalb von 24 Stunden) ist in einem solchen Fall erforderlich, um bleibende Schäden zu verhindern.

Bei über 80 Prozent der Patienten mit Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule als Erstereignis, bessert sich die anfängliche Beschwerdesituation durch konservative, also nicht-operative Maßnahmen. Innerhalb eines Jahres erleiden ca. 30 bis 50 Prozent der Patienten einen Rückfall, wovon dann wiederum bei etwa 50 Prozent, eine OP-Indikation gestellt wird, weil sich die Beschwerden nicht bessern.

Nicht jeder Bandscheibenvorfall zeigt die gleiche Rückbildungstendenz. Die Therapieverläufe können ganz unterschiedlich sein.

Einen großen Teil der Bandscheibenvorfälle können wir konservativ behandeln. Zunächst werden die Schmerzen durch schmerz- und entzündungshemmende Medikamente gelindert. Dies kann beispielsweise durch eine Infusion, Gabe von Schmerztabletten oder auch Infiltrationen (Spritzen) an die betroffenen Nervenwurzeln geschehen.

Begleitend stehen zahlreiche physikalische und physiotherapeutische Therapiemöglichkeiten zur Verfügung wie zum Beispiel Rotlicht, Fango, Heizkissen, Krankengymnastik, Manuelle Therapie, osteopathische Techniken, Schlingentisch und einige mehr. Auch eine vorübergehende Stufenbettlagerung kann Erleichterung verschaffen. Bei Abklingen der akuten Beschwerden sollte zunehmend ein Trainingsprogramm zum Aufbau der Muskulatur in den Vordergrund treten. Wichtig ist vor allem auch, dass die Patienten lernen, wie sie sich rückengerecht im Alltag verhalten können.

Nach insgesamt zwei bis vier Wochen sollte eine deutliche Beschwerdebesserung eingetreten sein. Bei ausbleibendem Therapieerfolg oder gar Verschlechterung bzw. immer wieder erneutem Einsetzten von stärkeren Beschwerden, muss ein Strategiewechsel zusammen mit dem Patienten überlegt werden.

Sollten höhergradige Gefühlsstörungen oder Kraftausfälle in Armen oder Beinen vorliegen, muss eher zeitnah über eine Operation nachgedacht werden. In einem solchen Fall wird das vorgefallene Bandscheibengewebe entfernt und der eingeklemmte Nerv befreit. Eine rasche Schmerzfreiheit sowie eine gute Chance zur Rückbildung der Ausfallserscheinungen bestehen.

Fragen zum Bandscheibenvorfall

Die Kosten für die konservative Therapie werden von den Krankenkassen bezahlt. Dies umfasst auch die oftmals anschließende Reha.

Durch Bewegung kann man einem Bandscheibenvorfall sehr gut vorbeugen. Die Rückenmuskulatur wird gestärkt und die Wirbelsäule entlastet. Zu den rückenfreundlichen Sportarten gehören zum Beispiel Schwimmen und Rad fahren. Viele Sportvereine und auch Krankenkassen bieten spezielle Rückenkurse an. Wesentlich ist ein rückengerechtes Verhalten im privaten wie auch beruflichen Alltag. Beim Heben von schweren Lasten z. B. sollte man darauf achten, in die Knie zu gehen und den Rücken gerade zu halten. Wer viel am Schreibtisch sitzt, sollte zwischendurch immer wieder aufstehen und sich strecken.

Rücken und Wirbelsäule
Dr. med.
Volker Seipel

Konservative Orthopädie und Spezielle Schmerztherapie
07264 60-260