Die Funktionsdauer einer Hüftprothese ist individuell verschiedenen und wird von sehr vielen Faktoren beeinflusst. Neben der Platzierung der Implantate hängt diese natürlich stark von der Beanspruchung und Belastung sowie dem Körpergewicht und der Knochenqualität ab. Bei Patienten, die vor 20 Jahren ein Hüftimplantat erhalten haben, beobachten wir, dass eine große Anzahl der Kunstgelenke problemlos funktioniert und in absehbarer Zeit keine Wechseloperation notwendig wird. Bei den heutzutage verwendeten Implantaten sind die Materialien noch abriebfester und widerstandsfähiger geworden, sodass wir von einer noch längeren Haltbarkeit ausgehen. Allerdings unterliegt ein Kunstgelenk der Hüfte bei jeder Bewegung hohen Belastungen. Abrieb, Verschleiß und Lockerungen können daher im Verlauf eine Wechseloperation notwendig machen.
Implantatverschleiß verursacht zunächst oft keine spürbaren Beschwerden. Daher sollte bei Implantaten, die älter als zehn Jahre sind, eine jährliche Röntgenkontrolle und Untersuchung durchgeführt werden, um auftretenden Abrieb möglichst frühzeitig zu erkennen. Oft kann dann in einem verhältnismäßig kleinen Eingriff der Keramikkopf und das Kunststoff-Gleitlager der Pfanne ausgetauscht werden, während die im Knochen fest verankerten Implantatkomponenten belassen werden können. Bei manchen Patienten kommt es zur Lockerung der Implantate aus dem Knochenlager. Schmerzen bei Belastung sowie ein hinkender Gang treten auf. Ein teilweiser oder vollständiger Wechsel des Implantates wird notwendig. Am Implantat kann der Körper Knochengewebe zu weichem Bindegewebe umbauen. Knochensubstanz zur sicheren Verankerung eines neuen Kunstgelenkes geht damit verloren. Eine Wechseloperation wird dadurch anspruchsvoll und Aufwändig. Manchmal muss ein aufwändiger Knochenaufbau durchgeführt werden, um Spezialimplantate sicher verankern zu können. Die Art der Maßnahme sowie die Nachbehandlung muss ganz individuell geplant und besprochen werden. Auch Knochenbrüche, zum Beispiel durch einen Sturz oder Infektionen können Wechseloperationen, zum Teil unter Einsatz von Spezialimplantaten, notwendig machen.
Abhängig vom Befund werden Wechseloperationen sorgfältig geplant. Hierzu wird neben Röntgenbildern oft auch eine Computertomographie (CT) angefertigt sowie Laboruntersuchungen durchgeführt. Das Ausmaß des Eingriffs und die verwendeten Implantate können sich von Patient zu Patient sehr stark unterscheiden. Verschiedene Spezialimplantate kommen daher situationsgerecht zum Einsatz. Liegt eine verschleißbedingte Lockerung vor, so werden in einem Eingriff die abgeriebenen und lockeren Teile der Prothese entfernt, gegebenenfalls ein Knochenaufbau durchgeführt und ein neues Kunstgelenk verankert. Bei der seltenen, durch Bakterien verursachten Lockerung wird in einem Eingriff zunächst das gesamte Kunstgelenk entfernt und eine mehrwöchige Antibiotikatherapie durchgeführt. Wenn keine Keime mehr im Operationsgebiet nachweisbar sind, wird in einem weiteren Eingriff ein neues Kunstgelenk verankert. Bei Knochenbrüchen im Bereich des Kunstgelenkes muss der Knochen eingerichtet und geschient werden, um eine Heilung des Bruchs zu ermöglichen. Oft werden hierbei Teile des Implantats durch Spezialimplantate ersetzt, die sich außerhalb der Bruchzone verankern lassen.
Auch nach einer Wechseloperation spielt die rasche Mobilisation eine ganz zentrale Rolle. Die Nachbehandlung wird hierbei jedoch ganz individuell festgelegt. Abhängig von der Art des Eingriffs kann ein Teil unserer Patienten ohne Einschränkungen sofort mit der Belastung und Bewegung beginnen. Bei manchen Patienten schränken wir die Belastung des operierten Beins zunächst für einige Wochen ein, um sie dann schrittweise zu steigern. Dies soll das sichere Einheilen der Implantate gewährleisten.
Fragen zur Hüftgelenksrevision
Bei Wechseloperationen ist von einem deutlich erhöhten Aufwand und Schwierigkeitsgrad sowie einer verlängerten Operationszeit auszugehen. Die möglichen Risiken und Komplikationen bei Wechseloperationen sind grundsätzlich die gleichen wie bei der erstmaligen Implantation eines Kunstgelenkes. Die Wahrscheinlichkeit, dass Komplikationen auftreten ist selten, jedoch im Vergleich zur Erstoperation erhöht. Die Wahrscheinlichkeit, dass aufgrund des Blutverlustes Spenderblut gegeben wird, ist ebenfalls größer.
Bewegung ist nach einer Wechseloperation wichtig und auch mit dem Revisionsgelenk kann man Sport treiben. Eine Reihe von Sportarten, wie Tanzen, Gymnastik, Wandern im leichten Gelände, Radfahren und Schwimmen sind empfehlenswert. Jen nach Ausmaß der Wechseloperation können Sportarten mit starker Erschütterung oder Drehbewegung und Sportarten mit hoher Verletzungsgefahr wie Fußball, Handball, Tennis, Reiten oder alpiner Skilauf jedoch nicht oder nur eingeschränkt empfohlen werden.
Michael Clarius
Orthopädie, Orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie